Kopenhagen mit dem Klapprad
Die Aufgabe bei Kopenhagen war klar: Mit dem KIapprad sollte für einen
Tag der Ruf der Stadt als vorbildlich fahrradfreundliche Stadt getestet
werden. Nicht zuletzt deswegen wurde die Stadt in den letzten Jahren
mehrfach zur lebenswertesten Stadt der Welt (!) gewählt.
Interessanterweise gehört Kopenhagen zu den Metropolen in Europa, die
die Klimaveränderung schon deutlich spüren. Die zunehmende Bedrohung
durch Überschwemmungen macht eine stadtplanerische Beschäftigung mit
veränderten Bedingungen unumgänglich. Um es vorweg zu nehmen: Auch wenn
Autos nach wie vor das Bild Kopenhagens mitprägen war ich tatsächlich
beeindruckt.
Mein Weg führte zu diversen innerstädtischen Zielen, mit je einem
Abstecher in die Randgebiete und in die neu angelegten Viertel in der
Nähe des Flughafens. In der erweiterten Innenstadt war jedes Ziel
angstfrei und (laut Navi) schneller als mit dem Auto zu erreichen (die
Parkplatzsuche noch nicht mal mit eingerechnet). Der Fahrradverkehr hat
eigene Wege, eine eigene Beschilderung, kommt durch, wo kein Auto
durchkommen würde. Selbst bei kurzfristigen Baustellen wird eine eigene
Fahrbahn angelegt und zur Not temporäre Rampen gebaut, um das Umfahren
ohne abzusteigen zu ermöglichen. Es ist immer erkennbar, dass von
vornherein das Fahrrad als mindestens gleichwertiges Verkehrsmittel
mitgedacht wird. Diese augenöffnende Behandlung wird übrigens von den
Fahrradfahrer*innen mit einem auffällig guten Benehmen zurückgezahlt:
Während der gesamten 10 Stunden konnte ich eigentlich nie sehen, dass
irgendwo die Regeln übertreten wurden: Keine Fahren auf der linken
Seite, kein quer über die Kreuzung, kein Fahren auf dem Fussgängerweg.
Es ist schlicht nicht notwendig. Fahrräder waren überall in grosser Zahl
und Form vorhanden, so dass glaubhaft ist, dass ein guter Teil der
innerstädtischen Wege auf das Fahrrad verlagert wurden. Auffällig auch
unerreicht hohe Anzahl von Lastenrädern. In der Stadt, die auch einen
der Pionier-Hersteller von Lastenrädern beheimatet kann man ein weit
mehr Lastenräder beobachten als sagen wir mal in Berlin-Mitte. Was in
Deutschland als Spielzeug für gutverdienende Innenstadt-Grüne abgetan
wird ist in Kopenhagen zur ernsthaften Alternative bei Transportfahrten
geworden.
Richtig die Möglichkeiten ausreizen können die Stadtplaner*innen in den
neuen Vierteln. Hier gibt es sowas wie Fahrrad-Highways, in denen der
Radverkehr gebündelt wird, und die teilweise völlig andere Trassen
nutzen als die Strassen. Die Verbindung zu anderen Vierteln findet
eigentlich immer auf dem schnellsten, dem geradesten Weg statt. Auf dem
Weg in die Aussenbezirke wird das Bild dann ein bisschen zurechtgerückt
- umso weiter man sich vom Stadtkern entfernt umso mehr gleicht das Bild
in Sachen Fahrradplanung einer Stadt in Deutschland. Wenn man dann im
Einfamilienhausgürtel angekommen ist, sieht man auch dort die bekannten
typischen Neubauhäuser mit zwei PKWs im Carpark.