INFRASCHALL
Infraschall – Ein Konzert über soziale Symptome, Sound und Suggestion
Infraschall: das sind ganz tiefe Basstöne, die für die meisten Menschen
nicht mehr hörbar sind. Einige halten Infraschall für etwas, das
psychische Reaktionen bei Menschen hervorrufen kann, z.B. Unwohlsein und
Angst. Andere halten das für Humbug. Infraschall gibt es überall und
wird meistens nicht bemerkt. Es wird z.B. durch Windräder produziert.
Aber die Diskussion um die Auswirkungen von Infraschall fließt in die
politische Diskussion um erneuerbare Energien mit ein. Geistergrotten
und Spukhäuser werden auf Infraschallquellen untersucht.
Nachbarschaftsstreits eskalieren über Infraschall-produzierende
Wärmepumpen oder Transformatoren im Keller. Es ist ein Tummelplatz für
Leute, die sich für Wissenschaft abseits der gängigen Lehrmeinung
interessieren, aber auch für Leute, die nach Gründen suchen für ein
Unbehagen, das sie empfinden.
Musiker und Soundtechniker Pascal Fuhlbrügge und Charlotte Pfeifer untersuchen in Infraschall die Gefühle, die durch tiefe Bässe ausgelöst werden. Dafür werden Mittel des Popkonzerts, der Seance und der akkustischen Labortechnik genutzt.
Die Künstler*innen nutzen sich und das Publikum als Testgruppe: Durch performativen Mitteln werden nach Sensoren für Emotionen gesucht. Wo sprechen Wissenschaft, Gefühl und wirtschaftliche Interessen miteinander, wo sprechen sie aneinander vorbei? Wo ist die invasive Macht von Sound sexy, wo empfinden wir sie als Belästigung?
Studien, Interviews und eigene Texte bilden die Lyrics für einen halbstündigen Song, der mit der droneartigen Musik von Pascal Fuhlbrügge einen immersiven Sound-Raum erschafft.
24.9.2020 im Kunstverein Hamburg im Rahmen der Ausstellung Corona-Soundsystems